Scarlett Bizarr

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Scarlett Bizarr Interview 

Was ist dein Fachgebiet?
Ich bin Bizzarlady, ich mache erotische Massagen, kinky erotic Play und klassische Sexarbeit. Am besten passt im Moment BDSM Tantra Escort.
 
Welche Leistungen erbringst/welche Wünsche erfüllst du?
Ich erfülle Wünsche. Im Allgemeinen mag ich es, wenn die Männer mit klaren Wünschen kommen dann kann ich klar kommunizieren und antworten.
Am liebsten mag ich im Moment, dass die Männer mein Lustobjekt sind und ich mit ihnen mache, was ich will. Gerne arbeite ich auch mit aktuellen Themen der Gäste, wenn sie sich dafür öffnen.

Wie ist dein Werdegang - wie und warum bist du zur Sexarbeit gekommen?
Ich komme aus Bayern, habe Fachabi in Wirtschaft, meine 1. Ausbildung war Mediengestalterin und ich habe nebenbei immer als Kellnerin gearbeitet. Mein 2. Beruf und mein Traumjob war Friseurin. Während ich in meiner Ausbildung war, habe ich parallel zur Ausbildung drei Jahre die Friseurschule und danach drei Jahre einen Salon geleitet. Nebenbei habe ich mich mit NLP (Neuro-Lingusitisches Programmieren) weitergebildet und meinen spirituellen Weg begonnen, meditieren und reflektieren gelernt.
 Es gab einen großen Cut, ich verliebte mich in einen Mann und zog Hals über Kopf nach Berlin. Dort habe ich erstmal nichts gemacht. Loslassen und chillen - nach 10 Jahren Workaholic war eine Pause angesagt. Ich wollte wissen, wie die Hippies barfuß über eine Wiese laufen, was Vipassana ist, was Selbsterfahrung ist, eine Heldenreise durchstehen, wie es ist, ohne Geld zu reisen - einfach das Leben genießen und Erfahrungen machen.
Es hat ein paar Jahre gedauert bis ich die sexpositive und kinky Welt gefunden habe. Ich habe an einem Haus am See gewohnt, wo es all diese Workshops gab und hatte die Möglichkeit, daran teilzunehmen und habe mich sofort wohl und zuhause gefühlt. Da es mir sehr leichtfiel, mit Menschen schnell in Kontakt zu gehen und mich auf Spiele einzulassen, beschloss ich, einen Dominakurs im Studio Lux zu machen. Eine Woche später habe ich dort angefangen. Zeitgleich habe ich in einem erotischen Massagestudio meine Hände und Massagekünste eingesetzt. Ich hatte Glück und hatte weibliche Chefs, gute Vorbilder und in guten, sauberen Studios angefangen. Alles ist super gelaufen bis Corona kam. Das war eine harte Zeit für alle und wir waren sehr lange im Arbeitsverbot.
Ich bin Sexarbeiterin, biete Sex in unterschiedlichen Formen an und zeige mein Gesicht auch gerne öffentlich, um ein neues Bild in unserer stigmatisierten Welt mit zu gestalten.

Wie bist du dann konkret zum ersten Kunden gekommen?
In dem Massagestudio nach einem BDSM Einführungskurs habe ich die Inhaberin kennen gelernt. Erste Kunden habe ich über das Studio bekommen. Das haben die Menschen vor mir aufgebaut und viel vorgearbeitet, dafür bin ich sehr dankbar.

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 Wie war dieses erste Mal?
Wunderschön. Es war eine klassische erotische Massage. Es war mir damals peinlich, darüber zu reden, als meine Kolleginnen gefragt haben, wie es mir gefallen hat. Zögerlich und beschämt sagte ich: es war sehr schön. Es war ungewohnt, einen älteren, dicken, lieben, unbekannten Mann mit einem »Mikropenis » zu befriedigen. Es war ein sehr unschuldiges, neues, neugieriges Erlebnis. Der Raum war sehr klein, es gab eine Matratze, rund herum 3 Spiegel und viele Kerzen. Ich fand es romantisch und sexy und ich fühlte mich auch besonders. Der Mann war sehr respektvoll und mega dankbar. Ich erinnere mich gern daran!
Als Bizzarlady war es etwas anders. Ich war super aufgeregt, ein Interview zu führen, um den Kink und die Wünsche genau zu treffen. Funkt es zwischen der Phantasie und dem erlebten? Entsteht ein Flow?
Es ist bisschen wie ein Rätsel erfüllen in der Hoffnung, es klappt. Das erste Mal war, als würde ich es schon immer machen. Ich war selber überrascht, zu erkennen, dass es mir leichtfällt und ich dabei viel Spaß habe. 

Wie ging es dann weiter?
Ich habe weiter gemacht. Gutes schönes Geld. Viel Freizeit, viel Reisen, wenig arbeiten und Freude haben. Das hat mir gut gefallen. Ich entscheide, wie weit ich mit den Männern gehen möchte. Ich habe mich sogar als Sklavin verkauft, das war ziemlich aufregend und manchmal sogar eher langweilig.
Mit der Zeit entwickelt man sich und der Service verändert sich immer wieder. Man kann sich immer neu erfinden. Das mag ich sehr.
Am Ende wollen die meisten kuscheln und ich gebe gerne Zärtlichkeiten und Nähe. Ich habe großes Mitgefühl mit Männern und ihren unkontrollierbaren Trieben und andersartigen Wünschen. Ich vermute, es kommen Menschen, die wenig Kontakte haben oder ganz viel Intensität brauchen oder sexsüchtig sind. Ich mag Intensität und habe definitiv ein Vater-Thema. Ich habe mich dafür sehr bewusst entschieden, reflektiere und arbeite an mir sehr viel. Der Job gibt mir Heilung und immer wieder neue Erkenntnisse.
Ich finde, das ist ein guter Dienst für eine gesündere Gesellschaft. Sich im Konsens zu treffen und Sexualität austauschen, was für beide stimmig ist. Es ist eine ehrliche und erwachsene Art und Weise. Der authentischste Beruf, den ich kenne.
Ich kann ICH sein in verschiedenen Facetten.

Bist du Haupt - oder nebenberuflich Sexworker?
Hauptberuflich - ich bin Hippie im Herzen.
Wenig arbeiten und Freizeit genießen. Das Geld fließt in meine persönliche Entwicklung.
Ich bin ein Luxus Hippie :)

Was magst du besonders an der Sexarbeit?
Dass ich spontan sein kann und selbstbestimmt arbeite - wann und wie ich will. Ich bin meine eigene Chefin und ich entscheide, welche Menschen zu mir passen. Das erkennen die meisten schon im Profil und ich reagiere auf ihre Emails oder sms. Man bekommt nach einiger Zeit ein gutes Gespür, 98% der Gäste sind sehr, sehr respektvoll.
Es schockiert mich immer wieder, wie freundlich, demütig und liebevoll die Menschen sind, die zu mir kommen.

Was magst du nicht?
Die Termingestaltung. Ich finde die absolute Freiheit schwierig - private und geschäftliche Termine zu vereinbaren, das fällt mir schwer. Ich mag es nicht, Termine abzuweisen oder abzusagen. Manchmal muss ich mich dann entscheiden: Geld oder Freundschaft.

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Gibt es besonders eindrückliche Erlebnisse im Zusammenhang mit deiner Sexarbeit?
Natürlich. Hmmmm. Sehr viele…. Smile 😃
Der letzte Gast hatte so einen tollen Körper, super schöne Augen, ein starker junger Mann zum Verlieben. Ich bin in seiner Anwesenheit dahin geschmolzen , es war so schön, kurzzeitig in jemanden hineinzufließen… es ist klar, unsere Wege trennen sich und ich habe dann für eine sehr kurze Zeit Schmetterlinge im Bauch und lasse sie wieder gehen. Ich freue mich an Mini-Liebes-Luftschloss-Geschichten für den Moment, das ist wie Hollywood, weil man nicht die emotionalen Tiefen und Schatten gemeinsam erlebt. Sondern nur das Aufregende teilt, Intimität und Extase. Ich fühle das sehr positiv und angenehm, vielleicht sogar ein Kink. Und Ich liebe es, Wünsche das erste Mal zu erfüllen, da ist immer wieder was dabei!
Neulich durfte ich jemanden bis zum Ellenbogen fisten. Ich dachte, das sind nur Geschichten, er hatte 40 Jahre Analerfahrung - ein besonderes Geschenk für mich, in so einem Dienst zu sein. Ich war super präsent, es war mega spannend und aufregend. 

Was wünschst du dir?
Ich wünsche mir eins, zwei sehr reiche Männer, die mich unterstützen und verehren, mich in die Luxuswelt verführen. Einen Sugardaddy. Leider bin ich keine Geldschlampe, deshalb ziehe ich diese Männer nicht an.
Vor allem wünsche ich mir mehr Verständnis von der Gesellschaft und bessere Gesetze, die uns wirklich schützen und unterstützen.
My Body My Choice!
Ich wünsche mir sexuelle Freiheit weltweit.
Und ich verstehe, dass wir in Deutschland schon sehr weit sind, es ist ein Privileg so frei zu sein, wie ich es sein kann. Ich bin dankbar. 

Was/welche Begabung/ welcher Charakterzug ist notwendig/förderlich um in der Sexarbeit Erfolg und Spaß zu haben?
Das weiß ich nicht.
Ich denke Mut und Offenheit. Gesellschaftliches Denken ablegen. Die Sexarbeiter-Welt kann auch ganz anders sein als das Narrativ es erzählt. Keiner kann sich vorstellen, wie das wirklich ist. Ich konnte das ja auch nicht. Jede Begegnung ist anders und einzigartig.
Es ist mein Heilungsweg. Mein Selbstwertgefühl hat sich definitiv verbessert. Auch spirituell gesehen bin ich gewachsen. Urteilsfreier zu werden und Menschen zu akzeptieren, wie sie sind und meine Grenzen besser zu erkennen. Ein täglicher Workshop. Das ist eigentlich egal, was man macht. Mir ist wichtig, dass ich Freude empfinde.
Ich vergleiche das mit Haare schneiden. Das war eine gute Vorbereitung. Zuhören!!! Einfühlsam sein.
Ich habe 7 Jahre lang täglich Haare geschnitten und bin 10-14 Stunden gestanden für 10€ die Stunde. Bis es zu viel war. Da hat keiner gefragt, ob das fair ist. Überstunden wurden nicht bezahlt.
Ich kenne wenige Friseure, die gerne arbeiten - ein knochenharter Job. Aber ich kenne mindestens 50-100 Frauen, die gerne meinen Job auf ihre Weise machen. Jeder muss das für sich selbst herausfinden.
Ich denke, wirklich jeder kann diesen Job machen, der es ausprobieren will. Frauen haben es definitiv leichter als Männer. Ich habe einige Männerfreunde, die eifersüchtig auf meinen Job sind. 

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Wie ist dein Privatleben bezüglich Sexualität?
In Berlin von sehr aufregend bis anstrengend.
Leider muss ich gestehen, nach fast 5 Jahren habe ich meine Gäste und das Geld lieben gelernt.
Ich bin völlig zufrieden und befriedigt. Ich sehe mich als super Single im Moment. Nach 10 Jahren Berlin und 5 Jahren sexpositive Räume erforschen, finde ich Ruhe und mit mir alleine sein sehr schön. Das tut meinem System ganz gut. Hier und da treffe ich Menschen, mit denen ich Liebe teile, manchmal sexuell oder einfach nur freundschaftlich.
 
Wie ist deine Meinung über dich?
Ich mag mich.
 
Wie ist deine Meinung über deine KundInnen?
Ich liebe meine Kunden…

Wie ist deine Meinung im Allgemeinen über Menschen?
Anstrengend:) hahah.
Wir haben alle Entwicklungstraumata, das gehört zum Leben dazu. Es geht immer weiter!
Am besten mit Freude und guter Laune! Das ist nicht immer möglich, da das Leben immer Überraschungen bringt.
Grundsätzlich habe ich ein buddhistisches Herz der Nächstenliebe und das ist der Ausgangspunkt meiner Arbeit.

Was bedeutet Sex für dich - WAS IST SEX?
Sex kann alles Mögliche sein. Eros. Ficken.
Dry Humping. Petting. Liebe machen. Küssen. Kuscheln. Hartcore. Forschungsraum.
Ich mag es Vanilla bis kinky extrem.
Ich stehe auf Blümchensex, Kopf- und Waden-Massagen, Fussfolter und jede professionelle Handlung.
Ich habe meinen Kink zum Beruf gemacht. Kinks erfüllen.  

DANKE GUIDO