Sarah Blume

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Sarah Blume Interview

Was ist dein Fachgebiet? Welche Leistungen erbringst/welche Wünsche erfüllst du?

Meine Haupttätigkeit ist Escort als submissive Fachschaft im BDSM. Das kommt meiner persönlichen Sexualität am nächsten. In diesem "müssen dürfen" lebe ich auf.
Ich biete dies allen Geschlechtern und Paarungen an, auch wenn die Hauptkunden Männer sind (nicht männlich gelesen, sondern cis Männer, also kein Genderfehler).
Da BDSM ja nun extra riesengroß ist, bin ich zumeist im D/s des BDSM unterwegs, weniger SM und noch weniger Bondage.
Im Einvernehmen biete ich dabei grundsätzlich folgende Dienste an:
- Analverkehr passiv / Oralverkehr aktiv, also ich werde gevögelt und blase den Schwanz - niemals und nicht anders herum. Alles nur mit Kondom.
- Natursekt (Urinspiele) passiv, auch mit Aufnahme in den Mund, kein Schlucken des NS.
Haus-, Hotel- und Clubbesuche. Zuschauende sind erlaubt.
Extras:
- Gesichtsbesamung, Körperbesamung
- Kaviar (Fäkalspiele) passiv, auch mit Aufnahme in den Mund, kein Kauen/Schlucken des KV.
- Spanking ohne/mit Spuren (letzteres teurer) mit der Hand oder Floggern auf die Brust oder den Arsch. Andere Schmerzzufuhr ist nicht gestattet.
- Pornokino, andere öffentliche Orte. Zuschauende sind erlaubt.
- Überlassung - also der dominante Part möchte, dass ich mit anderen was mache während er zusieht (Dominantes Wifesharing).
- Kidnapping (nur Stammkunden!), meistens gepaart mit Vergewaltigungsphantasien, die meistens jedoch rein verbale Attacken bleiben. Ich bin aber auch schon im Kofferraum gefahren.
Ansonsten wird der Wunsch ausführlich besprochen - eine Art Script des Ablaufes. Und ich kann auch zur Laufzeit jederzeit aussteigen. Ich werde nie gefesselt. Das ist nicht nötig, weil Submission findet für mich im Kopf statt.

Wie ist dein Werdegang - wie und warum bist du zur Sexarbeit gekommen?
Das ist relativ einfach, ich war schon immer besonders offen dafür, Dinge auszuprobieren und ich wurde einfach angefragt, von jemandem, der Interesse an mir hatte, den ich aber nicht mochte. Ich kannte ihn privat und er hat mir Geld angeboten. Ich habe mir dann einfach überlegt: „Was macht das mit mir, wenn ich gegen meine privaten Gegenstände Geld annehme und mich dann doch mit ihm einlasse?“ Und ich muss zu einer Schande gestehen, das war für mich ok.

Wie war dieses erste Mal?
Es lief total gut, keine besonderen Vorkommnisse im Aufgabenbereich. Der Mann wusste, was er tat und hat auch mich als submassive Fachschaft gesehen. Es war völlig in Ordnung, es gab nichts, worüber ich mich beschweren müsste.

Wie ging es dann weiter?
Ich habe dann irgendwann Inserate geschaltet - ganz normal. Webseiten wie travesta oder Joy Club, als diese Plattform noch nicht so sexworkfeindlich war.

Bist du Haupt - oder nebenberuflich Sexworker?
Nebenberuflich. Ich habe einen Hauptjob und bin immer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Ich bediene in der Sexarbeit die Nische in der Nische in der Nische. Mit ein paar Dates im Quartal könnte ich nicht davon leben. Meine Haupttätigkeit bringt mir auch die Möglichkeit, den einen oder die andere abzulehnen, weil ich halt gerade mal keinen Bock habe. Denn mein Gehalt kriege ich ja trotzdem.

Was magst du besonders an der Sexarbeit?
Sexarbeit ist etwas, was meine Sinne erweitert, was meine Menschenkenntnis nach vorne gebracht hat und vor allen Dingen auch meine eigene Sexualität, weil ich mich auch manchmal auf Dinge eingelassen habe, bei denen ich privat dachte: „das machst du nie“. Und dann habe ich es halt doch gemacht und es war dann gar nicht so schlecht. Und so war diese Erfahrung auch positiv für mein privates Sexuallleben, weil ich da dann auch offener wurde. Anders gesagt: ich mag es, wenn ich die sexuellen Wünsche, Bedürfnisse und Vorlieben von Menschen mit ihnen gemeinsam leben und ausleben kann und diese Menschen deutlich befriedigter in jedweder Hinsicht aus dem Date mit mir herausgehen. Das mag ich, das gibt mir ein positives Gefühl.

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Was magst du nicht?
Es gibt natürlich so Momente, wo ich ein Date zugesagt habe und an dem Tag das Gefühl habe „geht gar nicht“ - Kopfschmerzen oder was auch immer. Da wünsche ich mir manchmal schon, dass die andere Seite absagt, aber ich gehe dann hin und mache meinen Job und meistens kommt der Appetit dann auch beim Essen - gar keine Frage. In den meisten Fällen performe ich dann eben und so lange der Kunde sagt: „es ist ok“, ist alles gut.

Gibt es besonders eindrückliche Erlebnisse im Zusammenhang mit deiner Sexarbeit?
Ich mag beispielsweise Paare, vor allem wenn es das vermeintlich schwächere Geschlecht ist, das mich anfragt, weil ihr Man eine Phantasie geäußert hat, die er gerne ausleben will und ich bin dann das Geschenk zum zehnten Hochzeitstag. Oder so etwas.
Es gibt da eine Beziehung zu einem Paar, die ich schon seit Jahren so 1-2 x im Jahr sehe. Der Kontakt kam über sie. Ich werde von diesem Mann in deren Ehebett gefickt und angepisst und was auch immer er dann vorhat und die Frau schaut zu und masturbiert dabei. Es hat sich ergeben, dass sie ihn „zwingt“, mit mir Sex zu haben und er soll das gar nicht genießen. Weil sie es genießt, dass er das tut, was sie ihm sagt. Und trotzdem ist es eine Paarsache, ich bin nur Spielzeug für die beiden. Und ich genieße es total, weil der Mann einfach sehr gut ficken kann. Da wünsche ich mir manchmal, ich hätte ihn privat kennengelernt. Weil einmal Ficken für Geld, immer Ficken für Geld. Keine privaten Dates mit Kunden, denn das geht nicht, das geht einfach nicht.
Oder der ältere Herr, weit über siebzig, in der Schweiz, der mich manchmal für zwei, drei Stunden bucht um zu kuscheln, weil ich körperlich wohl seiner verstorbenen Frau sehr ähnlich bin. Der nimmt mich einfach nur in den Arm, nackter Körper an nacktem Körper, ohne Sex, ohne gar nichts und ich bin dann für ihn seine Frau. Das ist schon ganz großartig. Er kriegt schon einen Ständer, so ist das nicht, aber es gibt überhaupt keine Anstalten, dass er dem nachgeht. Ich würde es zulassen, um Gottes
Willen, aber das tut er nicht und das hat Stil. Wenn Menschen ihre eigenen Grenzen haben und sich nur das „nehmen“, wofür sie bezahlt haben.

Was wünschst du dir?
Mehr von solchen Kunden, die ganz klar kommunizieren können: „Das und das will ich und mehr nicht.“ Das kann ich dann abgleichen mit dem, was ich anbiete und dann meine Grenzen dagegen setzen. Innerhalb meiner Grenzen findet das dann statt, es sei denn ich bin neugierig, weil ich etwas ausprobieren will. So bin ich übrigens auch zu Kaviar gekommen. Ich bin freiwillig in diesen persönlichen Grenzbereich hinein und habe dann festgestellt: so schlimm, wie ich mir das vorgestellt habe, ist es nicht. Und es wird unwahrscheinlich gut bezahlt, das kommt also nochmal extra dazu.

Was/welche Begabung / welcher Charakterzug ist notwendig/förderlich um in der Sexarbeit Erfolg und Spaß zu haben?
Man sollte sich und seinem Körper schon sehr gut kennen, bzw. in seiner Freizeit extrem sexpositiv sein und seine Erfahrungen gemacht haben. Man sollte sein erstes Mal nicht mit einem Kunden verbringen. Man sollte eine Idee davon haben: wie fühle ich mich wohl bei Vaginalverkehr, bei Oralverkehr, bei Analverkehr - was auch immer ich anbieten will - habe ich das schon einmal gemacht? Ist das etwas für mich? Denn es bringt natürlich nichts, wenn ich meinen Körper gar nicht kenne, um den Kunden eventuell auch mal mitzuteilen, welche Knöpfe er drücken muss, wenn ich jetzt bitte gerne einen Orgasmus hätte.
Ich sollte einen stabilen Charakter haben im Sinne von: Sex baut ja eine Bindung zwischen Menschen auf und es ist absolut unerlässlich, diese Bindung zwischen Dates ruhen zu lassen. Und nach Möglichkeit; Menschen um sich zu haben, mit denen man darüber reden kann. Darüber, was gut oder schlecht gelaufen ist. Das halte ich noch für das allerwichtigste.
Wie ist dein Privatleben bezüglich Sexualität?
Momentan ist es sehr asexuell. Durch meine Hormontherapie habe ich den deutlichen Wechsel in weiblichere Gemütsfelder und dadurch entdeckt, dass Sex nicht das Wesentliche für mich ist. Sondern Kommunikation über Sex kann und sollte im Idealfall guten Sex ergeben. Man darf es natürlich auch nicht tot quatschen. Deswegen habe ich momentan null Sexualität. Nicht, dass ich keinen Spaß am Sex habe, aber jemand müsste mir gegenüber schon sehr deutlich zum Ausdruck bringen: „Ich möchte, dass du auf meinen Penis steigst und ihn reitest“ oder ... Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich spontan einen Mann anfalle und sage: „Ich will dich jetzt“. Ich möchte schon erobert werden, auch wenn ich nicht viel dafür tue. Dafür weiß ich dann aber auch, dass der Kollege, wenn er mich denn will, sich schon ein bisschen mehr mit mir beschäftigt hat und mich dann auch wirklich will.

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Wie ist deine Meinung über dich?
Ich finde mich ausgesprochen normal. Ich bin eine asexuelle, pansexuelle, binäre Transfrau. Und wenn ich Bock auf Sex habe, habe ich Bock auf Sex und selbst wenn ich jeden Tag einen anderen hätte, macht mich das nicht zur Schlampe. Ich habe aber auch kein Problem damit, eine Schlampe zu sein. Ich bin eine und ich find das ok - Männer machen das die ganze Zeit. Warum sollen wir das nicht auch machen, wenn wir es denn wollen.

Wie ist deine Meinung über deine KundInnen?
Ich finde meine KundInnen alle toll.
Ich bin einmal tatsächlich vergewaltigt worden. Das habe ich aber erst im Nachhinein begriffen, als ich mich mit Grenzen und nein sagen etc. auseinandergesetzt habe, weil ich dachte, als submissive Fachschaft muss man Dinge über sich ergehen lassen, auch wenn man sie nicht mag. Derjenige hat dann ein bisschen zu fest zugeschlagen - ich kann Schmerz überhaupt nicht sexualisieren, aber ich kann etwas aushalten und der ist deutlich über diese Grenze drübergegangen und das würde ich heute nicht mehr zulassen. Mit dem Hintergrund, was ich heute über Grenzen und Kommunikation weiß, wäre das damals auch nicht passiert, ich hätte es abgebrochen. Aber ich habe damals gedacht: „Das kannst du jetzt nicht bringen, weil ich bekomme ja auch das ,Schmerzensgeld’ dafür“, aber ich glaube, der hat mich vergewaltigt.
Aber ansonsten nur positiv. ich bin keinem einzigen begegnet, der es mit mir in einem Rahmen übertrieben hätte, den ich nicht eh zugelassen habe. Denn ich werde immer ein bisschen..., naja Spaß bei der Arbeit ist ja nicht verboten und wenn einer es ganz besonders gut drauf hat, dann soll er auch mal seinen Finger irgendwo reinstecken, was nicht abgesprochen war. Meine Güte... Aber ich würde nein sagen, wenn mir nicht danach wäre. Da ist ein deutlicher Unterschied.

Wie ist deine Meinung im Allgemeinen über Menschen?
Es gibt gute Menschen, die es gut mit mir meinen und es in diesem Gutmeinen deutlich übertreiben. Weil die ihre Vorstellung von Es-sich-gut-gehen-lassen auf mich übertragen und ich das überhaupt nicht mag. Ich bin eine Sesselpupserin ohne Ende, ich muss nicht vor die Tür gehen, um mich gut zu fühlen. Und wenn ich rausgehe, brauche ich einen Grund. Mit mir kann man nicht spazieren gehen, nur weil draußen schönes Wetter ist .
Ich finde Menschen toll, auch wenn ich sie nicht jeden Tag sehen oder um mich haben muss. Ich bin allein lebend und muss auf niemanden Rücksicht nehmen.

Was bedeutet Sex für dich – WAS IST SEX?
Sex ist auf alle Fälle mehr as ficken. Viele Kunden sind der Meinung, Sex ist ficken, bumsen, blasen - vor allem Männer brauchen Sex um runterzukommen und verstehen mit Sex mindestens einen geblasen kriegen. Sie müssen kommen, sie müssen abspritzen. Ich mag das, ich habe damit überhaupt keine Probleme - ich wäre die perfekte Geliebte, die sich an so etwas aufgeilt. Absolut - dem Mann morgens, mittags, abends, wann immer er will einen blasen, mehr muss gar nicht geschehen, das könnte ich verkraften. Ich muss nicht gevögelt werden, wenn das das ist, was ein Mann von mir will.
Sex ist für mich immer mehr, auch Berührung. Sex ist auch Kuscheln auf dem Sofa bei einem schlechten Film ankucken. Sex ist auch dass man mich zwischendurch unsittlich anfasst ohne dass es zum Äußersten kommt. Sex ist auch einfach in den Arm nehmen und küssen. Einfach so und dann weitergehen. Alles, was mir das Gefühl gibt, es geht dabei um mich, ich bin die zentrale Figur bei dem, was hier gerade geschieht. Als asexuelle Person ist Sex für mich trotzdem wichtig, aber er ist gewählt. Es braucht ein wenig, um mich aus der Reserve zu locken. Wie gesagt, man muss auf mich zugehen, aber dann werde ich Butter in den Händen. Dann bin ich die Sexsklavin für diese Typen, ich kann gar nicht anders. Wenn mich jemand so sehr will, dann gebe ich ihm auch alles, was er haben möchte. Im Bett, wo auch immer das ist, das kann auch im Auto, im Wald oder im Pornokino sein. Im Bett bin ich die willige Hure im wahrsten Sinne des Wortes. Im Leben drumherum bin eher auf Augenhöhe, da bin ich schon bisschen dominanter. Aber der Mann, der mich mit Sex zu würdigen weiß, der wird immer diese extrem unterwürfige Frau aus mir herausholen und zu seinem Recht kommen, auch wenn mir das gerade nicht passt. Also so ein bisschen „gegen meinen Willen“, das ist Sex für mich.
Den Blicken anderer ausgeliefert sein bei dem, was ich gerne mache (ich mag gerne Schwänze blasen), dieses erwischt werden, das ist für mich Sex. Oder wenn jemand zu mir sagt: „Mach bitte drei Fotos von dir nackt im Treppenhaus. Jetzt. Du hast fünfzehn Minuten Zeit.“ Uhhh, das ist Sex.

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DANKE GUIDO