Michael König

Michael König Interview

Michael König ist Gründer und Institutsleiter des Tantrastudios "Amakido Berührungskunst“.

Wie ist dein Werdegang - wie und warum bist du zur Sexarbeit gekommen?
Ich stamme aus dem katholischen Oberschwaben und bin beim Bodensee aufgewachsen. Meine zwei Vornamen Michael Johannes lassen erahnen, dass ich nicht ganz unbehelligt von katholischer Sexualmoral aufgewachsen bin. In Freiburg habe ich Geologie und Paläontologie studiert und mit Diplom abgeschlossen. 25 Jahre lang habe ich Ingenieurbüros im Bereich Umwelttechnik als Geschäftsführer geleitet. Im Jahr 2001 habe ich Tantramassage als zufriedener Kunde eines Tantra Instituts kennengelernt. Das Institut bot auch Fortbildungen zum Tantramasseur an. 2005 hab ich damit begonnen. Ab 2006 habe ich in diesem Institut ein Team männlicher Masseure aufgebaut. Mit Angeboten für Frauen und Männer. Damals ein Novum. Die Idee, sexuelle Dienstleistung nicht nur in Anspruch zu nehmen, sondern selbst anzubieten hat mich von Anfang an begeistert. Für mich die perfekte Revanche an der Doppelmoral der Katholiken.

Wie bist du dann konkret zum ersten Kunden gekommen?
Anfangs richteten sich meine Angebote nur an Frauen. Die erste Kundin kam ganz normal über eine Buchung beim Institut zu mir.

Wie war dieses erste Mal?
Ich erinnere mich noch gut daran. Denn wie es der Zufall so will, trat gleich der unwahrscheinliche Fall ein, dass ich die Frau persönlich kannte. Es war eine Fitnesstrainerin deren Kurse ich schon besucht hatte. Wir haben beide herzlich gelacht. Und dann durfte ich ihr eine wunderschöne Massage geben. Es war beglückend und sehr entspannt.

Wie ging es dann weiter?
Ich wurde im Jahr 2007 Geschäftspartner der damaligen Inhaberin. Der Aufbau des Männerteams war weiterhin meine Hauptaufgabe. Es war unglaublich zäh und aufwendig, Kundinnen für das Angebot der Tantramassage zu gewinnen. In 2011 habe ich dann meine eigene Tantramassage Praxis gegründet: Amakido Berührungskunst. Zudem habe ich mich über diverse Fortbildung weiter für meine Arbeit qualifiziert und ausbilden lassen.

Bist du überhaupt oder nebenberuflich Sexworker?
Seit 2011 bin ich hauptberuflich Sexworker.

Was magst du besonders an der Sexarbeiter?
Die ungeschminkten und ehrlichen Begegnungen von Mensch zu Mensch. Den Respekt und die Anerkennung durch meine Kunden und Kundinnen. Das Gefühl, Menschen wirklich beglücken zu können und auf ihrem Weg zu einem erfüllten Leben ein ordentliches Stück weiter zu bringen.

Was magst du nicht an der Sexarbeiter?
Die Stigmatisierung unseres Berufs durch nach wie vor große Teile der Gesellschaft. Das unfassbare Ausmaß an Desinformation über den Inhalt unserer Arbeit und über unsere Arbeitsbedingungen.

Gibt es besonders eindrückliche Erlebnisse im Zusammenhang mit deiner Sexarbeit?
Ja. Es sind immer wieder einzelne Begegnung mit Menschen mit ganz besonders intensiven und klaren Momenten. Es ist, als würde man in diesen Momenten den Menschen in seiner ganzen Wahrheit und Schönheit erkennen. Und dann die ganz besonders emotionalen Momente, in denen Tränen vor Glück oder Erkenntnis oder Traurigkeit oder allem zugleich fließen. Natürlich gibt es auch skurrile und lustige Erlebnisse. Allen gemeinsam ist letztlich die Intensität.

Was wünscht du dir?
Noch möglichst lange meine Arbeit tun zu können. Und die Anerkennung unserer schönen Arbeit als einen wertvollen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung Richtung mehr Frieden und weniger Einsamkeit.

Welche Begabung und welcher Charakterzug ist förderlich, um in der Sexarbeit Erfolg und Spaß zu haben?
Auf jeden Fall eine Menge Humor und ein robustes Selbstbewusstsein. Ein ausgeglichenes sexuelles Privatleben. Ein freigeistiger und rebellischer Charakter kann nicht schaden. Ein dickes Fell, wenn‘s um Körperlichkeit geht. Freude am Sex.

Wie ist dein Privatleben bezüglich Sexualität?
Erfüllt, glücklich und ausgeglichen.

Wie ist deine Meinung über dich?
Ich trau mich was. Mache ehrliche und authentische Arbeit. Angetrieben von einer tiefen Liebe zu allem Menschlichen.

Wie ist deine Meinung über deine Kunden und Kundinnen?
Sie haben meine uneingeschränkte Wertschätzung. Ich freue mich über ihren Mut, den es nach wie vor als Frau braucht, um meine Dienstleistung in Anspruch zu nehmen. Es dürfen gerne mehr werden.

Wie ist deine Meinung im allgemeinen über Menschen?
Im allgemeinen liebe ich die Menschen und alles Menschliche.

Was bedeutet Sex für dich?
Sex ist für mich eine der stärksten Lebenskräfte. Sie motiviert und treibt uns Menschen an. Die sexuelle Energie achte ich als eine der stärksten Ressourcen des Menschen. Lebt der Mensch im freundlichen Einklang mit dieser Kraftquelle, dann öffnen sich ihm viele verschlossen geglaubte Türen. Sex ist ein wunderbares, göttliches Geschenk an uns Menschen. Immer wieder staune ich, in wie vielen Kulturen dieses Geschenk nach wie vor mit Füßen getreten wird. Ich sehe es als meine Aufgabe an, Sexualität zu kultivieren und als dieses göttliche Geschenk erlebbar zu machen..