Lady Violet

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Lady Black Violet Interview 

Was ist dein Fachgebiet?  Welche Leistungen erbringst / welche Wünsche erfüllst du?
Ich biete verschiedenste Sachen an. Vor allem biete ich viel im dominanten Bereich an, da bin ich in den verschiedensten Bereichen sehr versiert. Und ich massiere gerne, ich tanze und mache Shows und vieles mehr.
Es ist einfacher, sich als „Domina“ als als „Prostituierte“ zu outen. Also, es kommt darauf an: wer liest das hier jetzt? Wie werden die Begriffe gewertet? Was schwebt für die empfangenden Ohren da noch leise mit? Da ich sehr viel politische Arbeit mache, gehe ich sehr bewußt damit um, was ich wem warum sage. Der beste Begriff meiner Meinung nach ist Sexwork, weil er so viele Bereiche inkludiert und der Rahmen, zu dem was in diese Berufsbezeichnung reinfällt, vielschichtiger ist.

Wie ist dein Werdegang – wie und warum bist du zur Sexarbeit gekommen? 
Ich habe mich schon früh für das Thema interessiert und mir Bücher von Prostituierten und Dominas gekauft. Lebensberichte. Für mich waren das immer starke Frauen, oder besser Menschen. Es war eine Welt über die alle reden, aber doch keiner so richtig kennt. Das hat mich neugierig gemacht. Angefangen habe ich damals als Tänzerin, weil ich zu viel Freizeit hatte und tatsächlich in einer kostenlosen Wochenzeitung sah, dass für einen Nachtclub eine Tänzerin gesucht wird. Ich habe mich darüber mit meinem Mitbewohner beraten, da angerufen, eine Probewoche gehabt und bin aus verschiedensten Gründen dabei geblieben.
Die meisten denken ja, man fängt den Job wegen Geldsorgen an. Ich habe aus Interesse damit angefangen. Mich hat zuerst interessiert, wie es einem Nachtclub ist. Ob ich mich überhaupt gut genug für eine Bühne bewegen kann. Mich hat daran schon immer der akrobatische Aspekt beeindruckt. Ich wollte es mir quasi selbst beweisen, dass ich das lernen kann.
Ich möchte den Mensch als Spezies kennenlernen. Dinge sehen, die sonst im Verborgenen stattfinden. Menschen, die zu einem in ein Erotiketablissement kommen, sind meistens sehr viel ehrlicher. Bzw. entweder sie verstellen sich komplett oder sie sind ehrlicher als sie es sonst sind.
Später habe ich diverse Workshops gemacht, um mich weiterzubilden. Dominanz und Fetische waren für mich damals sehr abstrakte Begriffe, ich wollte wissen, was es damit auf sich hat.
Ich wollte einfach diese verborgene Welt kennenlernen. Einblick da rein bekommen, das zu sehen, was Menschen sonst nicht zeigen. Nur weil Dinge in der Öffentlichkeit nicht gelebt oder diskutiert werden, heißt das ja nicht, daß sie nicht da sind. 

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Wie bist du dann konkret zum ersten Kunden gekommen? 
Bei mir war das richtig klassisch ein Termin.

Wie war dieses erste Mal? 
Ich hatte damals im privaten Bereich noch nie einem Typen einen runtergeholt. Und dann im Studio die erste Massage mit Happy End. Ich dachte: „Oh Gott…“, ob das überhaupt klappt. Hab mir das irgendwie viel schwieriger und komplizierter vorgestellt.

Wie ging es dann weiter? 
Ich arbeite seit über 10 Jahren mittlerweile im so genannten „Rotlicht“ und will das auch weiterhin tun.

Bist du Haupt - oder nebenberuflich Sexworker? 
Hauptberuflich, selbstständig. Die Arbeit gibt mir die Möglichkeit, mich auch mit anderen Arbeitsbereichen zu beschäftigen. Leider wird ja nicht jede Tätigkeit bezahlt. Ich hab durch die freie Zeiteinteilung die Möglichkeit z.B. politische Arbeit für Sexarbeit zu machen, oder wie seit Kriegsbeginn in der Ukraine in meine Heimatstadt humanitäre Hilfe zu bringen. Außerdem hab ich im Freien Radio eine wöchentliche Radiosendung mit dem Titel Sex*Work*Sonstiges. 

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Was magst du nicht? 
Mit den immergleichen Vorurteilen konfrontiert zu werden. Ich merke, dass meine Geduld, bei dem 50+/-x-ten Mal das gleiche Gespräch zu führen, doch leider schwindet.
Ein Glück ist es bei mir jedoch meist die Ausnahme. Ich unterhalte mich mit den meisten meiner Kund*innen über das, was uns beschäftigt oder inspiriert. Aber wenn man sich als Sexarbeiterin outet, kommen ganz oft die gleichen Fragen oder Vorannahmen auf dich eingeprasselt.
Eine weitere Thematik, die mich stört, ist dass Menschen sobald sie Rotlicht oder Prostitution hören, so oft direkt an „Zwangsprostitution“ denken und alles in einen Topf zusammenschmeissen.

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DANKE GUIDO