Kat Rix

Photograph 9
Photograph 4

Kat Rix Interview

Wie ist dein Werdegang - wie und warum bist du zur Sexarbeit gekommen?
Ich arbeite als Domina und biete erotische Dominanz an. Ich biete keinen Geschlechtsverkehr an, aber bin ganz nah am Körper des Kunden. Bezüglich BDSM bin ich sehr flexibel - ich biete alles an, von ganz soft bis ganz hart. Ich bin allerdings eher eine freundliche Domina, habe auch sehr persönliche Kontakte zu den Gästen. Ich passe mich sehr an die Gäste und ihre Wünsche an.

Wie ist dein Werdegang - wie und warum bist du zur Sexarbeit gekommen?

Ich arbeite seit neun Jahren in dieser Branche. Ich bin dazu gekommen, weil ich Künstlerin bin und nie wirklich Geld mit der Kunst verdient habe. Ich habe also einen Job gesucht, wo ich kurz und schnell mehr als 10,- €/Stunde verdienen kann, damit ich sonst meine Kreativität ausleben kann.

Wie bist du dann konkret zum ersten Kunden gekommen?
Ich habe eine Anzeige in der Zeitung gelesen: „Dominastudio sucht neue Damen.“ Und da dachte ich mir okey… - ich habe vorher nie überlegt, als Sexarbeiterin zu arbeiten, denn ich hatte keine Lust, Geschlechtsverkehr und Oralverkehr anzubieten. Und dann mit dieser Anzeige, habe ich gemerkt, vielleicht geht das auch ohne - Schwänze anfassen ist für mich kein Problem. Und deswegen habe ich gedacht, ich probiere das einfach. Ich habe mich also bei dem Studio angemeldet, ein paar Fotos auf deren Website hochgeladen und dann kam der erste Kunde.

Wie war dieses erste Mal?
Ich war ziemlich überrascht, wie leicht es mir gefallen ist. Ich mußte natürlich noch sehr viel über SM lernen und was die Gäste wollen, aber schon ab dem ersten Moment hatte ich das Gefühl: ja, das könnte ich machen. Seitdem ist es nur immer besser geworden.

Wie ging es dann weiter?
Mit der Zeit habe ich neue Fähigkeiten entwickelt und natürlich die ganzen Instrumente kennengelernt. Eigentlich haben mir die Gäste viel gezeigt und gelernt. Und ich habe mich von Kolleginnen während gemeinsamer Sessions inspirieren lassen - wie andere das machen, auf welche Art und Weise. Ich habe nie einen Kurs o.ä. besucht, sondern mich durch das Experimentieren mit den Gästen weiterentwickelt.

Bist du Haupt - oder nebenberuflich Sexworker?
Meine Leidenschaft ist die Musik und die Kunst. Ich arbeite Teilzeit als Sexarbeiterin.

Photograph 1

Was magst du besonders an der Sexarbeit?
Ich mag sehr die flexiblen Zeiten, ich kann selbst entscheiden, wieviel ich arbeite. Ich habe zum Glück ziemlich viel Arbeit, wenn ich das will. Und wenn ich weniger arbeiten möchte, nehme ich einfach weniger Kunden an.
Was ich auch mag, ist diese Intimität mit den Gästen. Es ist eine Arbeit, bei der du sofort merkst, wie gut du anderen tust, wie wichtig das ist, was du machst. Weil die andere Person da ist, merkst du das sofort, die Energie ist so stark.
Ansonsten liebe ich meine KollegInnen. Ich mag SexarbeiterInnen einfach, ich finde, das sind tolle Leute. Nicht alle natürlich, aber mit den meisten verstehe ich mich sehr gut. Und meine Arbeitsstätte mag ich sehr, so zwischen anderen Sexworkern zu sein.
Was ich auch mag, ist, wenn ich zum Beispiel mit Kunden reise oder in ganz verrückte Situationen komme. Oder wenn ein Gast ganz besondere Wünsche hat. Also, ich mag es, neue Leute kennenzulernen und die Abwechslung.

Was magst du nicht?
Ich mag nicht so sehr, wenn manche Gäste so ein bißchen klebrig sind. In dem Sinn, daß sie meine Privatsphäre nicht akzeptieren und sehr oft mit mir reden wollen. Ich verstehe sie zwar manchmal - sie sind mit ihrer Sexualität sehr beschäftigt und wollen immer etwas von mir. Aber für mich ist es zu anstrengend, wenn Leute ständig schreiben und mehr Kontakt wollen, als das, was in der Session passiert. Es kann sein, dass das wirkliche Kunden sind, es kann aber auch sein, dass das Fakes sind und nie zu einer Session kommen. Diese Fakes, diese Leute, die einfach nur meine Zeit verschwenden wollen, ziehen ganz viel Energie.

Gibt es besonders eindrückliche Erlebnisse im Zusammenhang mit deiner Sexarbeit?
Es gibt ganz viele, ich habe ganz verrückte Erlebnisse gehabt.
Einmal gab es ein Kidnapping. Ich habe mit einer Kollegin einen Kunden im Park entführt. Es war dunkel, wir haben ihn von Weitem gesehen - natürlich war alles vorab abgesprochen - wir sind eine Weile hinter ihm hergelaufen, wir haben ihn also mit unseren High Heils durch den Park verfolgt. Dann haben wir ihn geschnappt, ins Auto rein und sind mit ihm ins Studio gefahren, wo wir eine Session mit ihm gemacht haben. Das waren schöne und spannende Momente.
Oder ein Gast mit einem großen Kopfkino, ich habe die ganze Stunde nur erzählt und nichts weiter gemacht. Er hat sich selbst angefasst und masturbiert - alles hat nur in seinem Kopf statt gefunden. Da habe ich entdeckt, wie kreativ ich bin. Die Geschichte an sich sich war ziemlich krass und extrem, es ging darum, wie ich ihn foltere und quäle, aber eben nur im Kopf.

Was wünschst du dir?
Ich wünsche mir mehr spannende Sessions, längere und kompliziertere Sessions. Und mit der Zeit vielleicht ein bisschen weniger zu arbeiten. Und einen guten Arbeitsort mit viel Spielzeug und viel Spielmöglichkeiten.

Photograph 9
Photograph 4

Was/welche Begabung/ welcher Charakterzug ist notwendig/förderlich um in der Sexarbeit Erfolg und Spaß zu haben?
Zuallererst darf man menschliche Körper nicht ekelhaft finden. Kunden sind nicht immer schön. Manche sind sehr schön und gepflegt, aber nicht alle. Man muss einfach mit dem Körper arbeiten und ganz nah an der anderen Person sein.
ich finde, die persönliche Ebene ist total wichtig. Du mußt Menschen mögen und verstehen. Die Leute wollen gesehen werden und sich akzeptiert fühlen. Ich glaube, wenn man das ganz kalt und distanziert macht, dann kommen die Gäste nicht so gern zu dir, denn sie haben dann das Gefühl, daß du es nicht genießt. Ja, Spaß daran haben ist sehr wichtig. Wenn man das nicht genießt, kann man es nicht lange machen.
Ansonsten ist es schon so ein bisschen Performance Art, es ist ein bisschen Schauspiel dabei. Du solltest gute Bilder in der Session machen und locker und entspannt sein, was natürlich nicht immer gelingt.

Wie ist dein Privatleben bezüglich Sexualität?
Privat bin ich weniger SM-interessiert, privat mag ich eher Kuschelsex, eigentlich ganz normal.

Wie ist deine Meinung über dich?
Vor allem bin ich sehr kreativ, ich bin immer mit neuen Ideen beschäftigt, habe immer viel Inspiration, habe immer Lust auf kreative Projekte. Ich habe viel im Kopf - vieles, was mich beschäftigt, ich langweile mich nie. Ich habe ein gutes Gefühl für Menschen. Eigentlich bezeichne ich mich als introvertiert, weil ich viel Zeit für mich alleine brauche und meine Kreativität drückt sich meistens in Soloprojekten aus. Aber ich glaube, ich kann ganz gut mit Menschen umgehen. Ich finde, ich kann gut Leute lesen. Das ist eine Fähigkeit, die in meiner Arbeit sehr wichtig ist. Ich kann gut Körpersprache lesen und sehr sozial sein. Ich kann dem Gast sehr gut das Gefühl geben, dass ich ihn sehr mag. Vielleicht ist das auch mein Schauspieltalent. Aber vielleicht ist es auch eine Kombination aus Menschen lesen können und Menschen mögen. Meine Kreativität ist ja auch mit Performance verbunden, d.h. ich kann gut darstellen und manchmal ganz gut faken.

Wie ist deine Meinung über deine KundInnen?
Jeder ist anders, manche mag ich sehr. Die könnte ich auch einfach so auf einen Kaffee treffen, weil ich sie wirklich mag. Andere sind nervig oder langweilig. Ich habe sehr unterschiedliche Kunden. Aber ich mag sie alle - irgendwie, weil ich ganz intim mit ihnen bin. Auch wenn ich sie gar nicht verstehe oder sie ganz anders sind als ich, habe ich trotzdem immer Empathie für diese Person, denn ich kenne sie ziemlich intim.

Wie ist deine Meinung im Allgemeinen über Menschen?
Oh, eine große Frage. Also normalerweise - es hängt von dem Menschen ab. Ich mag nicht alle Menschen. Ich finde, wir alle sind eigentlich ein bisschen Idioten - ich mag Menschen nicht unbedingt.
Aber da, in dieser intimen Atmosphäre, merkt man schon, dass alle nur geliebt werden wollen. Und das verursacht Empathie in mir - diese Sexarbeit, mehr als im Alltag.

Was bedeutet Sex für dich - WAS IST SEX?
Sex ist ein körperliches Bedürfnis. Es ist ein menschliches Grundbedürfnis, das man nicht ignorieren kann. In unserer Gesellschaft vergessen wir manchmal, daß Körperkontakt ein Grundbedürfnis ist. Es ist für die meisten Menschen wirklich wichtig.

Photograph 24
Photograph 16
Photograph 16
DANKE GUIDO