Jay Stark

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Jay Stark Interview 

Was ist dein Fachgebiet? 
Menschen fühlen sich bei mir sehr schnell wohl und können Vertrauen fassen. Das ermöglicht Intimität auf einem ganz besonderen Level und eröffnet neue Horizonte – für alle Beteiligten. 
Rein technisch gesehen würde ich mich als oraler Profi bezeichnen, hehe. Ich werde regelmäßig für meine Blas- und Leckkünste gelobt und genieße den Akt an sich auch sehr. Da kommt mein Spieltrieb zum Vorschein!

Welche Leistungen erbringst / welche Wünsche erfüllst du? 
Von Berührungen über Küssen, von oral bis anal, von devot bis dominant, ich bin sehr vielseitig interessiert und mich macht vieles an. Das kommt immer auch auf mein(e) Gegenüber und seine*ihre Wünsche an. 
Meine Tabus sind überschaubar. Für mich persönlich ist Kaviar nichts, vor allem auch weil ich das logistisch schwierig finde, und starke Schmerzen rauben mir die Lust. Essen und Sex zu kombinieren schreckt mich ab, ebenso Gewichte oder Klammern an den inneren Labien aufgrund eines Unfalls. Ansonsten bin ich sehr offen und probiere gerne auch neue Fetische aus, die ich bisher noch nicht kannte. 

Wie ist dein Werdegang – wie und warum bist du zur Sexarbeit gekommen? 
Sexarbeit reizte mich schon immer. Ich verstand noch nie, warum Sexualität immer an Liebe geknüpft werden sollte und empfand Sexarbeit als Beruf schon immer als legitim und reizend. Sexarbeitende machen Menschen glücklich! Wir erfüllen grundlegende Bedürfnisse und geben ein Ventil. Sexarbeit hat es schon immer gegeben – sogar Tiere tauschen Sex gegen Güter oder Geschenke. Ich selbst finde an der Dienstleistung nichts Verwerfliches. Klar gibt es negative Seiten und auch Ausbeutung, aber für diese Missstände gibt es Gesetze. 
Da ich als Teen sehr stark mit Körperbildstörungen zu kämpfen hatte, was schließlich zu sehr düsteren 20ern führte, traute ich mich nie in die Sexarbeit zu gehen. Als ich dann aber in meine nichtbinäre Identität kam und dank Therapie stabiler und selbstbewusster wurde, konnte ich endlich den Mut fassen, diesem schon lange in mir schlummernden Ruf zu folgen. 

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Wie bist du dann konkret zum ersten Kunden gekommen? 
Ich fing online an. Anders war es während Corona gar nicht möglich. Ich verkaufte erste Bilder und Videos… und fand es sehr bereichernd, emotional. Als es dann wieder ging, erstellte ich mein Kaufmich Profil und wurde tatsächlich schnell angeschrieben. 

Wie war dieses erste Mal? 
Mein erstes Date mit einem zahlenden Kunden war in einem Dorf in meiner Nähe. Wir waren uns tatsächlich gegenseitig bekannt, wenn auch nur durch die lokale Zeitung, was wir aber nicht ansprachen. 
Im Nachhinein betrachtet war ich wirklich ein Anfänger. Ich hatte noch keine Dessous, nur normale Klamotten, die bei mir nicht wirklich aufreizend sind, in der Regel. Auch hatte ich meine Kondome vergessen und der Kunde hatte ebenfalls keine. Er war aber begeistert von meinen oralen Fähigkeiten, also fand gar kein Geschlechtsverkehr statt. 
Am Ende hatte ich ein fettes Grinsen im Gesicht und wusste – ja, das will ich öfter machen!

Wie ging es dann weiter? 
Erstmal mit viel Experimentieren. Ich bin in Bayern nicht besuchbar und hatte damals kein eigenes Auto. Also machte ich Autodates und im Sommer auch Outdoor. Als sich herauskristallisierte, dass ich in dem Metier wirklich eine Zukunft sehe, holte ich mir einen günstigen Gebrauchten (das gab’s damals noch!) und zahlte für ein professionelles Fotoshooting. Da war mir klar: Das wird Teil meines Lebens. 

Bist du Haupt - oder nebenberuflich Sexworker? 
Nebenberuflich, mit eigener Steuernummer. Ich liebe Schreiben und möchte meinen Hauptjob im Marketing (als Texter und Consultant) nicht missen. Doch die Sexarbeit ist ein toller Ausgleich. Weg vom Computer und hin zu den Menschen! Natürlich ist auch der Stundenlohn sehr gut. 
Kürzlich fragte mich eine Kollegin, warum eine Person wie ich, die Talent für Sexwork hat, denn noch einen Hauptberuf habe, wenn die Verdienstmöglichkeiten in der Sexarbeit so toll sind? Meine Antwort ist ganz klar: Ich will den Spaß nicht verlieren. Als Nebenjob kann ich so viel oder wenig Sexarbeit machen, wie ich gerade möchte. Wäre es mein Hauptjob und ich müsste davon meine Miete bezahlen, würden sich meine Grenzen schnell verschieben. Machen wir alle nicht Dinge für Geld, die wir nicht unbedingt wollen? Deshalb ist es mir ganz wichtig, dass Sexarbeit nie das einzige ist, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene.  

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Was magst du besonders an der Sexarbeit? Was magst du nicht? 
Das positive Feedback. Das zufriedene, befriedigte Lächeln im Gesicht meiner Gäste. Dass ich provoziere mit meinem Nebenjob. Dass ich Spaß und Arbeit verknüpfen kann. Was mag ich nicht? Tastenwichser, die nur schreiben, um ihr Kopfkino zu befeuern und meine Zeit verschwenden. Den ständigen Vergleich (in meinem eigenen Kopf) mit anderen Kolleg*innen, wobei ich weiß, dass es für jeden Typ Escort ein Zielpublikum gibt. Das Stigma, das diesem Beruf anhaftet. Die vielen Steine, die Dir als Sexworker in den Weg gelegt werden (Stichwort Zwangsberatung und Zahlungsmittel). 
Das Positive überwiegt, und um das Negative zu ändern, bin ich im Berufsverband aktiv.

Gibt es besonders eindrückliche Erlebnisse im Zusammenhang mit deiner Sexarbeit? 
Unendlich viele! Wunderbare Unterhaltungen mit Kolleg*innen, das Mitgliedertreffen des Besd e.V., einzelne Highlights aus Begegnungen mit Gästen, das erste Treffen mit einem Kunden, der inzwischen mein Partner ist… Dieser Job hat mir viele wunderbare Momente beschert. 

Was wünschst du dir? 
Ich wünsche mir eine Welt, in der Sexarbeit als Beruf(ung) so legitim ist wie Pflege. Weg mit dem Stigma und den Einschränkungen, hin zu Akzeptanz der freiwilligen Sexarbeit und zu effektiven Strategien gegen Ausbeutung und Menschenhandel. 

Was/welche Begabung / welcher Charakterzug ist notwendig/förderlich um in der Sexarbeit Erfolg und Spaß zu haben? 
Spaß an Sex, und Freude daran, anderen Menschen sexuelle Erfüllung zu schenken. Dazu brauchst du noch Organisationstalent, da du dein eigener Chef bist, und Expertise im Marketing, da du dich ja irgendwie vermarkten musst. Empathie ist ganz, ganz wichtig, da du viel emotionale Arbeit leistest… wobei Du auch gut Grenzen setzen musst. Die Liste ist also lang. 

Wie ist dein Privatleben bezüglich Sexualität
Vor der Sexarbeit ehrlich gesagt absolut asexuell. Ich empfand Sex eher wie eine Massage: Kann sich gut anfühlen, aber ich brauche es nicht unbedingt. Dieses Verlangen hat sich etwas verlagert – inzwischen brauche ich Körperkontakt, sonst fehlt mir was. Dabei geht es aber um körperliche Nähe, nicht um irgendwelche Akte. 
Dank der Sexarbeit kann ich Sex endlich genießen und erlauben, dass sich mein Körper gut anfühlt. Das hat mir auch im Privaten wunderbare Möglichkeiten geschaffen. 
Privat bin ich immer mehr bei mir, was Sexualität angeht. Es war anfangs schon eine Herausforderung, nachdem ich ewig nur beruflich Sex hatte, zum Privaten ich zu switchen. Zu wissen: Hey, ich darf auch was fordern und mich in den Mittelpunkt stellen. Ich bin jetzt keine Dienstleister*in, sondern eine Person auf Augenhöhe.

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Wie ist deine Meinung über dich? 
Uff… Ich bin ein Fighter. Ich habe 8 Jahre Depression und über 10 Jahre Essstörung überlebt und habe es da raus geschafft. Ja, ich wurde rückfällig, aber ich gebe nicht auf. Ich habe es geschafft, mich selbstständig zu machen und lebe das Leben, von dem ich immer geträumt habe. Im Traum gab’s weniger Rechnungen und Versicherungen – Adulting war so eine einfache, strukturierte Welt… Inzwischen weiß ich, dass das Leben echt kompliziert ist. Ich bin es auch. Ich habe Schrammen und Wunden und mehr Macken als ich aufzählen kann. Doch gleichzeitig kann ich den Sonnenschein genießen und verbreiten, und wunderbare Momente schaffen für mich selbst und meine Mitmenschen. Es gibt immer mehrere Seiten. 

Wie ist deine Meinung über deine KundInnen? 
Die meisten meiner Kund*innen sind wunderbar respektvolle Individuen, die alle ihre eigenen Gründe haben, um meinen Service in Anspruch zu nehmen. Sie sind gestresste Väter, einsame Geschäftsleute, ehrliche Bauern, untervögelte Handwerker, vernachlässigte Frauen, neugierige Damen und noch viel mehr. So bunt wie die Gesellschaft! 

Wie ist deine Meinung im Allgemeinen über Menschen? 
Im Herzen bin ich Optimist und glaube an das Gute. Allein, weil es meinen Alltag entlastet und für ein besseres Leben sorgt, wenn ich mit dieser Einstellung durch die Welt gehe, anstatt griesgrämig immer das Schlechte in der Welt zu sehen. Klar existiert das auch, aber ich lege meinen Fokus eher auf das Positive.  

Was bedeutet Sex für dich – WAS IST SEX? 
Sex ist für mich jede Art von physischer und mentaler Erotik und Intimität. Küssen und Frottage sind für mich ebenso Sex wie ein erotsiches Telefonat. 
Auf der emotionalen Ebene kann Sex für mich unglaublich viel bewegen. Sex hat mir zu mehr Selbstwert verholfen. Anderen ermöglicht er Freiheit, anderen Ablenkung, wieder anderen die Vollendung einer emotionalen Verbindung. Sex ist Spaß und Last. Sex ist wunderbar und enttäuschend. Sex zeigt uns, was wir wollen und was gar nichts für uns ist. Inzwischen würde ich sagen: Sex ist Leben.  

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DANKE GUIDO