Deva Bhusha

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Deva Bhusha Interview 

Was ist dein Fachgebiet? Welche Leistungen erbringst/welche Wünsche erfüllst du?
 Ich bin Tantrikerin und Sexualbegleiterin.

Wie ist dein Werdegang - wie und warum bist du zur Sexarbeit gekommen?
 In meinen Zwanzigern hatte ich fast keine Sexualität. Ich habe zwar früh mit Sex angefangen, aber eher aus dem Wunsch heraus, männliche Energie in meinem Leben zu haben. Ich habe mich ziemlich früh mit Männern eingelassen, die viel älter waren als ich und der Sex war nicht der Prickelndste. Ich glaube, ich habe bis 30 gebraucht, um überhaupt meine Klitoris zu entdecken.
 Nach dem ersten Mal hatte ich dann auch noch eine Chlamydien Entzündung und dann lange Zeit Vaginismus - konnte nichts mehr hereinlassen. Ich hatte in der Zeit intensive Beziehungen, die aber eher freundschaftlich und mit wenig Sexualität, aber auch mit wenig Berührung im Allgemeinen waren.
 Nach der Wende habe ich erstmal ein paar Jahre Arbeitslosengeld bezogen und habe auf einem Bauernhof ein klassisches Aussteigerleben geführt. Irgendwann bin ich nach Dresden gegangen und habe dort mit einer Freundin zusammen einen Laden gehabt und dort selbstgenähte Kleider verkauft.
 Ich habe schon gemerkt, dass ich irgendwie ein Thema mit der Sexualität habe, habe es aber auch irgendwie verdrängt. Ich habe dann Sannyas genommen, bin also den spirituellen Weg gegangen. Es gab eine Zentrumlseiterin, die sehr gut massiert hat. Und da habe ich gemerkt, dass ich ein sehr sinnlicher Mensch bin. Diese Masseurin hat mich dann regelrecht zu einer Tantrikerin hin geschubst. Nach dem zweiten oder dritten Workshop wusste ich: „Ich will massieren.“ Damals hatte ich ein wenig Probleme mit Geld und habe in einer Zeitung nach erotischen Massagen geschaut. Ich habe mich dann auf zwei Annoncen gemeldet, eine war „sinnliche Massage lernen“ und die andere suchte nach Masseurinnen.

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Wie bist du dann konkret zum ersten Kunden gekommen?
 Ich habe eine Annonce für erotische Massage in der Zeitung gesehen und mich gemeldet. War ein mittelprächtig gutes Erotikmassagestudio, während der Zeit habe ich dann eine Sinnliche-Massageausbildung bei Sinnesart gemacht und bin dann gleich übergewechselt zu dem etwas besseren Niveau. Aber eine Zeitlang war es auch lustig in dem Erotikmassagestudio. Ich habe das einen Tag pro Woche gemacht.
 
Wie war dieses erste Mal?

Das war irgendwie lustig, ich musste mit Stöckelschuhen und erotischer Kleidung arbeiten - das musste ich für mich auch erstmal entdecken und da reinwachsen. Das ging aber relativ schnell und ich habe auch wieder angefangen zu strippen und zu tanzen. Ab dem Zeitpunkt war das wie eine sinnliche Explosion, die mit mir passiert ist.

Wie ging es dann weiter?
 Dann ging alles sehr schnell. Die Sinnliche-Massage-Ausbildung war sehr gut und die Lehrerin wollte ein Studio gründen und hat mich gefragt, ob ich dabei sein wollte und ich habe sofort zugesagt. Aus dem hat sich dann in den nächsten Jahren ein großes Seminarzentrum entwickelt.
 Es hat mir unglaublich Freude gemacht, diese Massagen zu geben, weil das pure Freude verschenken ist, wenn zwei Menschen sich sinnlich begegnen, in ihren Körper kommen und sich guttun.
 Für mich war das ein Ankommen bei mir, zu spüren, dass mein Körper mein Zuhause ist.
 Damals habe ich viele Workshops besucht und auch Bondage gelernt. Auf diesem Seminar war ich Vorführmodell und fand diese Erfahrung gigantisch, weil ich noch mehr bei mir angekommen bin. Durch den Druck der Seile auf den Körper habe ich die Geborgenheit und den Halt gefunden, die ich immer gesucht habe. Das habe ich dann also auch gelernt und hatte dann irgendwann die Idee, so etwas mit Sterbenden zu machen. Denn vor dem Tod kommt ja auch nochmal die Frage auf: „Was habe ich alles nicht erlebt?“ Viele haben sich um alle anderen gekümmert, nur nicht um sich - das ist ein großes Thema. Mich hat der Tod immer beschäftigt, ich bin ganz locker damit. Und eine Freundin sagte dann: “Das gibt es nicht, aber es gibt für Menschen mit Behinderung so etwas.“ Dann habe ich noch die Ausbildung im ISBB (…) zur Sexualbegleiterin gemacht und zu dem Zeitpunkt war es schon so, dass du nicht nur massiert hast, sondern auch in die Sexarbeit reingegangen bist. Sie sagten: „Wenn du jemanden in die Sexualität begleitest, kannst du nicht beim letzten Stück aufhören.“ Ich arbeite mit Menschen, die forschend bezüglich der eigenen Sexualität eine Begleitung wollen. Es ist keine Therapie, wenngleich mit therapeutischem Ansatz. Jemand, der nur Sex will, der braucht keine Begleitung.
 Diese Ausbildung war sehr mindblowing für mich, weil mein Lehrer sehr viel Wert daraufgelegt hat, die Menschen zu empowern und herauszubekommen, was genau der Kunde will. Das ist der Unterschied zur Sexualassistenz - zum Beispiel bei jemandem mit einer fortschreitenden Krankheit. Da macht man einfach, was der sich wünscht. Wenn die Leute wissen, was sie wollen, und ich erfülle das - solange es sich für mich gut anfühlt - dann ist das Sexualassistenz. Bei der Begleitung ist die Frage immer: Was will derjenige eigentlich? Da brauchst du auch die Bereitschaft, zu frustrieren, nein zu sagen, zu sagen: „Probier’s mal so.“ Und immer ein klares Feedback zu geben, wie es sich für mich anfühlt.
 Danach bin ich dann nach Bayern in ein kleines Dorf gezogen. Der Plan war, dort zu leben und in München zu arbeiten. Ich habe mir in München ein paar Tantrastudios in München angeschaut, eins fand ich ganz angenehm und habe dort gearbeitet.
 Und ich habe eine Website gebaut und dort auch Sexualbegleitung angeboten, so kam ich zu Kunden. Ich bin die einzige Frau in Ober- und Niederbayern, die das anbietet und ich habe dementsprechend viel Arbeit.

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Bist du Haupt - oder nebenberuflich Sexworker?
 Hauptberuflich.
 
Was magst du besonders an der Sexarbeit?
 Ich bin in meinem Beruf absolut glücklich. ich mag vieles - es ist einfach schön, Menschen zum Besten hinzubegleiten, was für sie geht. Menschen Freude zu bereiten, mit ihnen Spaß zu haben und dafür auch noch bezahlt zu werden. Liebevoll sein zu dürfen, zu spielen, zu forschen.
 
Was magst du nicht?
Das Stigma, die Situation als Prostituierte in diesem Staat. Ich habe einen Beruf, den ich liebe und er wird komplett falsch und negativ dargestellt. Deswegen habe ich mich mit dem BesD (Berufsverband für Sexarbeit) verbunden. Am meisten stört mich, dass viel über uns geredet wird aber nicht mit uns.

Gibt es besonders eindrückliche Erlebnisse im Zusammenhang mit deiner Sexarbeit?
Naja, meine Partnerschaft hat sich aus einer Sexualbegleitung mit einem schwer behinderten Mann entwickelt, wir hatten schließlich sieben lustige Jahre. Anfänglich war es ein freundschaftliches Gefühl, ich habe mich immer sehr gefreut, zu ihm zu fahren. Irgendwann habe ich ihn gefragt, ob er sich vorstellen könnte, Fotos mit mir im Grünen zu machen. Da haben wir uns dann verliebt. Ich habe ihm nach der Fotosession gesagt, dass das etwas ganz Besonderes für mich war und dann hat er nicht mehr lockergelassen. Der Übergang von Sexualbegleitung hin zur Beziehung war nicht einfach. Wir waren zwar schon in der Beziehung, aber sexuell nicht auf einer Höhe. Ich habe noch eine Weile bezahlt Sessions gemacht. Das habe ich zur Bedingung gemacht, solange bis er nicht mehr bedürftig war. 
Allerdings habe ich von Anfang an gesagt, dass ich Liebhaber haben werde. Als monogame Beziehung wäre es für mich nicht gegangen. Der Mann war politisch sehr aktiv in der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung für behinderte Menschen. Dadurch habe ich auch das Thema Behinderung noch einmal mit ganz anderen Augen sehen gelernt.

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Was wünschst du dir?
 Dass sich das Bild von Sexarbeit in der Öffentlichkeit komplett ändert. Dahin, was es eigentlich ist. Dass nicht alle Sexworker Opfer sind. Das gibt es zwar, aber viel weniger, als man sich das vorstellt. Und dass es einen offenen Diskurs über das Thema Sexarbeit gibt, der respektvoll abläuft, der Menschen in der Sexarbeit achtet. Einfach viel mehr Respekt und Achtsamkeit gegenüber dem Thema.
 Die Berichterstattung ist jetzt so lange so gelaufen, dass alle ein negatives Bild von der Sexarbeit haben. Wir versuchen als Berufsverband seit sieben oder acht Jahren, Kontakt mit den Medien aufzunehmen und dieses Bild zu ändern, werden aber nicht gehört.
 Viele Menschen können es sich für sich selbst nicht vorstellen, in die Sexarbeit zu gehen und gehen dann von sich aus, dass man das nicht freiwillig machen könnte. Ich würde mir wünschen, dass diese Menschen nicht denken, dass das für alle anderen auch so sein muss.
 
Was/welche Begabung/ welcher Charakterzug ist notwendig/förderlich um in der Sexarbeit Erfolg und Spaß zu haben?
 Empathie und eine gesunde Abgrenzung. Lustvoll und sinnlich zu sein ist natürlich auch förderlich, Menschen so nehmen zu können, wie sie sind, aber auch da Grenzen setzen, wo mehr gewollt ist als angeboten. Also neie gewisse Klarheit. Und Verständnis für Männer.
 Man sollte auch kein allzu großes Problem mit dem Stigma haben. Vieles lernt man auch mit der Zeit.  

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Wie ist dein Privatleben bezüglich Sexualität?
 Ich lebe polyamorös. Das war schon immer so.
 Aktuell habe ich eine sehr schöne Affäre, wir sehen uns aber nur einmal im Monat. Mehr ist nicht möglich, er lebt in einer glücklichen Beziehung, die ich auch nicht gefährden will. Wenn man sich mit Tantra beschäftigt, gibt es dieses Mangeldenken nicht mehr. Da ist jede Begegnung ein Abenteuer. Das alte Denken ist: „Wenn in einer Beziehung alles da ist, dann braucht man keinen Sex mit anderen.“ Im Tantra ist das aber nicht eine Frage des Brauchens, sondern der Begegnung.
 
Wie ist deine Meinung über dich?
 Ich habe keine Meinung über mich. Wozu sollte eine Meinung über mich gut sein?
 
Wie ist deine Meinung über deine Kunden?
 Ich mag meine Gäste sehr und ich liebe meinen Job. Die meisten Gäste schwingen mit mir auf einer Wellenlänge, da sie auf meine Angebote und Texte anspringen.
Im Großen und Ganzen ist meine Meinung über meine Kunden gut bis sehr gut. Es sind oft Menschen, die sich weiter entwickeln wollen und das ist tief berührend.
 Allerdings lehne ich alle ab, die mir in irgendeiner Weise herablassend oder negativ begegnen. Die landen bei mir schon gar nicht auf der Matte. Deshalb mache ich da auch nur sehr, sehr wenig schlechten Erfahrungen. Und wenn, dann eher mit toxischen Verwirrungen und Verdrehungen als mit Gewalt oder körperlichen Übergriff. Das auszusortieren ist manchmal mühsam, viel forschende Schreibarbeit, aber es ist wichtig, um den Spaß am Job zu erhalten.
 Ein Problem nehme ich noch in der Sexarbeit wahr. Viele Männer haben die Idee, uns Frauen zu verwöhnen, sind aber selbst eher bedürftig. Dessen sind sich viele Männer aber nicht bewusst. Es gibt da manchmal einen Konflikt zwischen der eigenen Bedürftigkeit und der Idee, etwas geben zu können oder Frauen „verwöhnen“ zu können. Schon bei dem Wort „verwöhnen“ werde ich hellhörig.
 Viele Sexworker*Innen sind damit nicht so ehrlich, wenn es sich nicht gut anfühlt und tun so als ob alles toll wäre. Das ist nicht meine Art der Arbeit, ich bin da sehr ehrlich und zeige ihnen auch ganz praktisch 1 zu 1, wie sich ihre Berührungen anfühlen. Das ist oft für einen Moment schockierend, gerade wenn es ein sehr schnelles, unkoordiniertes Gefummel ist. Aber manchmal verstehen sie dann auch, warum ihre Frauen keinen Sex mehr mit ihnen haben möchten. Und dann zeige ich ihnen ganz neu, wie sie es besser machen könnten.

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Wie ist deine Meinung im Allgemeinen über Menschen?
Hmmm, ich bin eigentlich froh, wenn ich wenig „Meinung“ über Menschen habe. Um so weniger Meinung um so unvoreingenommener kann ich sein. Es gibt ja keinen allgemeinen Menschen.


Was bedeutet Sex für dich - WAS IST SEX?
So ein großes Feld… ich sage lieber Sexualität als Sex. Für mich steht sowohl das Genitale als auch das Vögeln an sich nicht so nicht sehr im Vordergrund. Ich mag es natürlich gern, aber Sexualität ist so ein großes weites Feld, da gehört Spiel, Emotion, Fantasie, Intimität und jegliche Art von Berührung mit hinein.

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DANKE GUIDO