Die Broschüre „An Ihrer Seite“ enstand im Auftrag des Hospizdienstes der Caritas im Sommer 2024 mit einem Text von mir:
Meine Zeit im Hospiz – Sommer 2024
Die Fotos für diese Broschüre entstanden im Auftrag des Hospizdienstes der Caritas im Johannes Hospiz, München. Ziel war, Momente des Alltagslebens im Hospiz im Zusammenhang mit der Darstellung menschlicher Nähe und Zuwendung zu fotografieren. Ob das gelingen würde, war offen.
Beim ersten Termin lief ich ein paar Stunden ohne Kamera mit dem Pflegeteam mit und begegnete auch gleich dem Tod. Ein älterer Herr, der erst am Vorabend ins Hospiz gekommen war, verstarb unerwartet schnell. Seine Familie war während der letzten Stunden bei ihm und auch seine kleine Enkeltochter kam zum Abschied nehmen. Das rührte alle sehr, manche im Pflegeteam sogar zu Tränen, mich auch. Ich durfte zwei Pflegerinnen begleiten während sie den Verstorbenen umzogen. Nichts ist deutlicher als der Tod: das Leben, das Wesen des Menschen, die Seele – ist nicht mehr in diesem Körper. Wo ist es?
Ein paar Tage später kam ich dann mit meiner Kamera ins Hospiz. Bei jedem meiner Besuche war völlig offen, was passieren würde, ob, wie und wen ich fotografieren könnte. An diesem Tag kam ein sogenannter „Neuzugang“, Frau K. Ich durfte beim Aufnahmegespräch und zwei Tage später während der Atemtherapie fotografieren. Allerdings musste ich beim zweiten Termin feststellen, dass das Geräusch der Kamera sehr störend war, sodass bin ich nach sechs Fotos wieder gegangen bin. Kurz danach kam das Glück in Form eines Zufalls auf mich zu. Ich begegnete am Gang einer der Schwesternschülerinnen. Sie sagte, sie würde Frau N. einen Wunsch erfüllen, nämlich ein gemeinsames Kochen, ob ich dabei fotografieren wolle. Also am nächsten Tag wieder hin – nach dem Termin wusste ich, es geht in eine gute Richtung.
Wieder einige Tage später war ich zum Nachtdienst im Hospiz. An diesem Abend habe ich erfahren, dass Frau K. verstorben war, ich war sehr erschüttert. Da fiel mir ein, dass sie beim Aufnahmegespräch auf die Frage, ob sie sich etwas wünschen würde, sagte: „Ein schnelles Ableben, deshalb bin ich ja hier.“
Beim Nachtdienst hat mich dann erneut das Glück begleitet, ich durfte Herrn G. kennenlernen und fotografieren. Grundsätzlich fasziniert mich sehr, dass jeder Mensch anders ist und im Hospiz hatte ich den Eindruck, dass in den letzten Tagen die Essenz der Person noch einmal sehr deutlich zum Vorschein kommt. Man hat ja nichts mehr zu verlieren, es geht nicht mehr darum, zu gefallen oder zu beeindrucken. Herr G. meinte, seitdem er die Hoffnung darauf aufgegeben habe, wieder gesund zu werden, fühle er sich erleichtert.